– Dr. Daniel Sanders, Vorschläge zur Feststellung einer einheitlichen Rechtschreibung für Alldeutschland. Sanders ist eine der unter den Sprachforschern so seltenen Erscheinungen, welche bei eminentem Talent und unermüdlichem Fleiß (wir erinnern nur an Sanders großes „Wörterbuch der deutschen Sprache“) die Fühlung mit dem Geist des Volkes, mit der Gegenwart nicht verloren haben, sondern im Gegentheil bei jeder Gelegenheit in die Schranken zu treten bereit sind, wenn es gilt, „den theuern Hort unserer wundervollen Muttersprache“ gegen Angriffe, die nicht in Uebereinstimmung mit jenen Faktoren stehen, sicher zu stellen. In vorliegender Schrift, die übrigens des polemischen Charakters ganz entbehrt, spricht sich der Verfasser über die, mehr Staub als nöthig aufwirbelnde Frage der Rechtschreibung einleitend dahin aus, daß „im Ganzen und Großen der Schreibgebrauch für ganz Deutschland bereits feststehe,“ daß hingegen die nicht zahlreichen Punkte, in denen noch Schwanken herrsche, festgestellt werden müssen, immerhin im engsten Anschluß an das bereits Feststehende, – daß ferner „die Regeln und Feststellungen über deutsche Rechtschreibung so einfach, so faßlich und so bestimmt sein müssen, daß Niemand, der die Volksschule durchgemacht hat, über die berechtigte Schreibweise eines deutschen Wortes im Schwanken sein darf“ (was allerdings bis jetzt nicht der Fall ist).

Diesen Postulaten entsprechen die folgenden „Vorschläge“ vollkommen. – Sanders vertritt also eine Richtung, welche derjenigen unserer verehrten Herren „Leser“ schnurstracks entgegenläuft; er ist in dieser Hinsicht durchaus konservativ, aber, wie es uns scheint, im Einklang mit dem Bedürfniß und Willen des Volkes, dem die „ortografi“ jedenfalls nicht mundgerecht ist und nicht so bald sein wird, womit nicht gesagt sein soll, daß wir niemals zu einer internationalen Sprache und Schrift kommen werden; aber da heißt’s „Abwarten!“ Mit revolutionärem „Entwickeltwerden“ ist da nicht durchzukommen; da herrscht die Entwicklung. – Wir empfehlen Sanders neuestes Produkt den Freunden und – Gegnern. Cölest. N.